«Intelligenter Umgang mit Silos und Konkurrenz»

Interview mit Dominique Morel, Partner und Head of Marketing, Communications & Sales KPMG / Präsident HarbourClub

Was verstehen Sie unter dem Begriff Collaborative Intelligence?

Grundsätzlich geht es darum, intelligente Formen der Zusammenarbeit zu finden – sowohl innerhalb, als auch ausserhalb einer Organisation. Es gilt, intern und extern, wegzukommen vom starren Silo- und Konkurrenzdenken. Dabei ist wichtig zu betonen, dass dies nicht aus Rücksicht geschieht – sondern dass Collaborative Intelligence einen unternehmerischen Ansatz zur Erreichung der strategischen Ziele darstellt.

Was ist neu daran? Zusammenarbeit gibt es doch schon seit Menschengedenken.

Meiner Meinung nach wird Collaborative Intelligence in Zukunft wegweisend sein für den Geschäftserfolg eines Unternehmens. Mit Betonung auf intelligent. Die zunehmende Daten- und Informationsflut ist bei steigender Komplexität für einzelne Unternehmen und Individuen gar nicht mehr verdaubar. Wie arbeite ich zum Beispiel mit künstlicher Intelligenz zusammen? Erfolg ist nur noch gemeinsam möglich.

Was bedeutet das für die Kommunikation?

Kommunikationsspezialisten in Organisationen bringen entscheidende Expertise für das Modell der Collaborative Intelligence mit: Sie können im Rahmen des Stakeholder-Managements die relevanten Netzwerke und Plattformen identifizieren, allfällige Zielkonflikte managen und die eigene Organisation entsprechend positionieren. Dabei müssen sie aber zunehmend auch ausserhalb der traditionellen Strukturen und Handlungsmuster denken.

Wie wird sich die Wirtschaft durch Collaborative Intelligence verändern?

Die Veränderungen finden bereits statt: Moderne Bürokonzepte wirken dem Silo-Denken innerhalb eines Unternehmens entgegen, in dem bewusst starre Raumaufteilungen weggelassen werden und die interne Mobilität gefördert wird. Bereits heute sind Personalisierung, Plattform-Geschäftsmodelle, Sharing Economy und Ecosystems verbreitet. Diese Entwicklung wird durch neue Arten der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen noch weiter zunehmen und die Kunden und Mitarbeitenden werden davon profitieren.

Was genau meinen Sie mit „Ecosystems“?

Nehmen Sie eine Plattform wie digitalswitzerland, hier sind viele unterschiedliche Unternehmen und Organisationen vereint. Manche von ihnen sind direkte Konkurrenten, sie eint aber ein gemeinsames Ziel: Den Standort Schweiz fit zu machen, für die digitale Zukunft. Jeder für sich alleine kann diese Entwicklung nicht herbeiführen – von den Erfolgen der gemeinsamen Plattform profitieren dann aber wiederum alle. Das ist ein gutes Beispiel für ein Ecosystem und Collaborative Intelligence.