Purpose – wie, wozu, wohin?
Chief Communication Officers stellen sich der Sinnfrage
Warum ein Guerilla-Workshop zum Thema «Purpose»? Weil der HarbourClub (www.harbourclub.ch) für ein starkes Kommunikationsmanagement in einer digitalisierten Welt eintritt und den Diskurs über Trends, Kernfragen und den Wertbeitrag der integrierten Kommunikation antizipiert. Und das Thema «Purpose» ist Trend und Kernfrage zugleich. Mit dem Format Guerilla-Workshop fördert der HarbourClub den Erfahrungsaustausch unter seinen Mitgliedern und aktiviert die differenzierte Auseinandersetzung mit Themen von unternehmerischer und gesellschaftlicher Bedeutung aus Sicht der strategischen Kommunikation.
Von Swiss Life lernen
Der Guerilla-Workshop vom Mai 2021 startete mit einem spannenden Einblick in ein umfassendes Purpose-Projekt. Christian Pfister, Head of Group Communications und Strategic Marketing der Swiss Life und HarbourClub-Mitglied, skizzierte für seine Kolleginnen und Kollegen den seit einigen Jahren laufenden "Purpose Process developed by Swiss Life". Diese bringt den im Zentrum des unternehmerischen Tuns und Lassens stehenden Unternehmenszweck wie folgt auf den Punkt: «Wir unterstützen Menschen dabei, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.». Christian Pfister erläuterte die hinter diesem einen Satz stehenden vielseitigen Absichten, aber auch die anspruchsvolle Vorgehensweise: auf allen Stufen gemeinsam orchestrierte Anstrengungen, die unzähligen Absprachen, den intellektuell, emotional und multikulturell herausfordernden Fokussierungsansatz.
Impuls «Golden Circle»
Christian Pfister zeigte auf, welch enormen Auftrieb und weltweite Popularität das Thema um den "Purpose" und um das "Why" erhielt, nachdem vor rund 12 Jahren der britisch-amerikanische Autor und Unternehmensberater Simon Sinek den TEDx-Talk «Wie grossartige Führungspersönlichkeiten zur Handlung inspirieren» und seinem Welt-Bestseller «Start with why!» lancierte. Mit seinem Modell «Golden Circle» postuliert Sinek einen Dreisatz, der nicht beim Was, sondern beim Warum startet. Seine Kernaussage «People don’t buy what you do. They buy why you do it.» bringt diese Denkhaltung plakativ zum Ausdruck. Laut Pfister hat diese weltweite Themen-Aufmerksamkeit auch bei der Swiss Life die interne Debatte begünstigt.
Herausforderungen
Die anschliessende Diskussion zeigte auf, dass CCOs – je nach Branche und Leistungsauftrag der Organisation – sich intensiv mit den vielseitigen Erwartungen an eine sinnorientierte und sinnstiftende Unternehmensführung auseinandersetzen und in entsprechende Aktivitäten involviert sind. Dabei sind folgende Herausforderungen besonders aufgefallen:
1) Kein Purpose ohne Purpose
Die mögliche kulturelle Veränderung startet nicht bei der Definition eines Unternehmenszweckes, sondern bei der initialisierenden Grundsatzdiskussion über das «Wozu und wofür brauchen wir einen Purpose?“. Es geht also nicht darum, einfach modisch zu sein, sondern als Organisation zeitgemäss Akzente zu setzen und unternehmerisch verantwortet zu agieren. Dies bedingt zuerst die gemeinsame Debatte über den Sinn eines Sinnfindungsprozesses.
2) Keine Reise mit zu vielen Kompassen
Hier ist die Frage, wie der «Purpose» mit den bereits bestehenden Orientierungsgrössen wie z.B. Visions, Missions, Mission Statements, Brand Promises, Shared Values, Basic Beliefs, Value Propositions und Manifestos kombiniert, priorisiert, synchronisiert werden soll. Dies erfordert eine nachvollziehbare Architektur, Ableitung und Verknüpfung der letztlich genutzten Tools. Es gilt, unnötige Redundanzen zu vermeiden und die überdachende Haltung der Organisation (be)greifbar zu machen.
3) Kein «Purpose-Projekt» ohne CEO-Commitment
Ohne Unterstützung auf Geschäftsleitungsstufe, insbesondere der oder des CEOs, wird einem Purpose-Projekt schnell der Schnauf ausgehen. Und dieser sollte nicht nur für einen 100m-Sprint, sondern eher für einen Langstreckenlauf genügen. Dieser Punkt ist auch eng mit der Herausforderung 1 verbunden, denn wenn wir keinen ausreichenden Grund für ein «Purpose-Projekt» haben, wie wollen wir dann CEOs von dessen Notwendigkeit überzeugen?
4) Keine Identifikation ohne Miteinbezug
Je internationaler ausgerichtet die Organisation, desto wichtiger der angemessene Miteinbezug der Länderorganisationen. Kommandierte Purposes entfalten nicht die gleiche Wirkung, wie gemeinsam entwickelte, ganzheitliche Ausrichtungen auf sinnorientierte und sinnstiftende unternehmerische Engagements. Kommandierte Purposes erzeugen allenfalls Gehorsam, entwickelte Purposes entfalten eine Sogwirkung, ermöglichen Identifikation und prägen das Corporate Behaviour.
Zukünftige CCOs für das "Why" sensibilisieren
In der Aus- und Weiterbildung im Bereich Unternehmenskommunikation sind die im HarbourClub diskutieren Purpose-Aspekte heute fester Bestandteil. Im Zentrum stehen dabei die Bereitschaft und die Fähigkeit zur konsequenten und kontinuierlichen Auseinandersetzung mit dem „Why“. So wird z.B. im Center for Communications der HWZ das folgende 8P-Modell „Purposes never walk alone…“ auf dispositiver, operativer und strategischer Kommunikationsebene verwendet:
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